Es ist ja quasi meckern auf hohem Niveau.
Schließlich haben wir keine Krankheit, die sagt, du hast nur noch 3 Monate zu Leben.
Nein…
Wir haben eine Krankheit, wo wir nicht wissen was als nächstes passiert. Passieren kann.
Oder auch nicht kann. Natürlich ist es auch kein schönes Leben, zu wissen, ich kann nicht mehr das Machen was ich alles vor der Diagnose machen konnte.
Es gibt jetzt auch hier die Ausnahmen. Ich möchte aber mal mehr die kleine Mehrheit im Auge behalten.
Vielleicht machen wir uns das Leben einfach selbst zu schwer.
Entschuldigt mich, wenn ich ab und zu den Gedanken habe… Warum habe ich nicht einfach Krebs.
Das ist wenigstens „heilbar“, je nach dem welchen Krebst du natürlich hast.
Auch wenn ich mir mit diesen Gedanken keine Freunde mache. Mir steht es nicht zu diesen Gedanken zu haben. Ich soll froh sein, dass ich noch lebe. So kann es fälschlicherweise rüberkommen.
Multiple Sklerose ist immer noch eine chronische, unheilbare Krankheit. Dieses vergesse ich dabei nicht.
Die Lebensbedingen haben sich aber von den 70er Jahre zu heute geändert.
Wenn Du damals nicht wusstest, wo du nach Informationen suchen konntes, weil es das Medium Internet nicht gab, so wie es heute besteht.
Durch das Internet kann man sich auf Informationsseiten schlaulesen, Dich mit anderen betroffenen austauschen. Die Medizin hat sich weiterentwickelt.
Auch wenn man noch nicht weiß, was diese Krankheit auslöst und wir damit nicht wissen wie wir diese bekämpfen können, können wir vieles unternehmen, das wir gut mit dieser MS zurecht kommen
können.
Wenn wir persönlich jetzt noch unseren Weg frei geben, damit klar zu kommen, dass es einfach schwieriger werden wird… VIELLEICHT kann ein neuer Schub in 3 Monaten auftauchen, vielleicht in 3
Jahren oder in 7 Jahren. 15 oder 20 Jahre? Oder auch gar nicht mehr.
Und genau hier ist es wo wir uns selbst das Leben schwerer machen.
Ich habe in den letzten zwei Jahren immer wieder gehört, dass ich das Leben einfach Leben sollte.
Verändern kann ich so oder so „nichts“.
Mir persönlich sagt keiner etwas, wie toll ich das Mache, oder wie gut ich doch damit umgehe.
Mir fällt einfach auf, wie die Menschen um mich herum, sich mir gegenüber verhalten.
Vergessen wir aber auch an dieser Stelle nicht, dass JEDER Mensch ein gewisses Bedürfnis hat.
Schauen wir nur mal auf die Kindererziehung. Einen Menschen sagen, dass man etwas toll macht, oder ihn einfach mal lobt, wie er mit dieser Krankheit umgeht. Wer möchte das denn nicht mal
hören?
Da werde ich lange warten müssen. Menschen sind halt wie sie sind. Und dazu muss ich kein Soziologe sein, um dieses zu erkennen.
Ich möchte noch einmal unterstreichen…
Jede Art von Krankheit ist schlimm. Es gibt keine bessere oder schlimmere.
Es wird dank der medizinischen Fortschritte immer bessere Behandlungsmöglichkeiten geben.
Denken wir mal an die Krankheit AIDS, die nicht mehr tödlich sein muss.
Meine persönliche Selbsterkenntnis:
Ich habe die Diagnose Multiple Sklerose bekommen.
Vieles durfte ich über meine Krankheit lernen.
Was machen die Schübe mit mir die ich erhalten habe.
Wie sollte ich mich in der Öffentlichkeit verhalten.
Was kann ich anderen Menschen zumuten.
Wie mache ich anderen Betroffenen Mut.
Macht mein Weg überhaupt noch Sinn…
Ja macht er.
Wenn ich selbst einen Menschen Mut gebe, nicht aufzugeben, dann ist das genau der Weg, den ich gehen wollte.
Auch wenn mein Weg dabei, nicht immer so einfach war, wie vielleicht einige vermuten.
Das Leben hat mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Das Leben war nicht immer ganz so schön zu mir. Aber hat nicht jeder in seinem Leben, mal eine Baustelle überwinden müssen. Vielleicht nicht
nur eine, sondern zwei oder drei. Oder sogar vier oder fünf.
Vielleicht weil ich genau diese Baustellen in meinem Leben schon überwinden durfte, gehe ich mit dieser einfach anders um.
Ich sehe, auch wenn es manchmal schwerfällt, immer noch Licht am Ende des Tunnels.
Über meinen Sinn im Leben, denke ich öfter nach. Keine Angst, ich bin auch nur ein Mensch.
Jetzt mal wieder zu meinem Satz am Anfang. Meckern auf hohem Niveau.
Ja ich habe die Multiple Sklerose noch nicht lange. Ich kenne Menschen, denen geht es schlechter damit. Trotzdem versuchen diese Menschen eine positive Einstellung zu behalten. Auch hier ist der
Weg schwer. Da ich hier nur von mir reden kann, möchte ich mit Euch diesen Weg gehen.
Positiv in die Zukunft sehen. Auch wenn es ab und zu nicht einfach ist. Wir schaffen das!
Ach so, weil wir natürlich im Zeitalter des Internets leben, werden bestimmt auch hier, wieder trolle unterwegs sein…
„Der hat gut reden! Ich habe die MS schon 15 Jahre und kann dieses und jenes nicht mehr!“
Da kommt bei mir die Frage auf…
Und warum glaubt derjenige jetzt, dass ich dieses nicht schreiben darf?
Unzufriedene Menschen wird es halt immer geben.
Ich lass mich von diesen Negativen Menschen aber nicht runterziehen.
Genau das solltest Du auch nicht zulassen!!!
Hast Du vielleicht auch ab und zu diese Gedankengänge?
Das Leben ist schön! Oder meinst Du nicht?
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Roselinde Menßen (Sonntag, 19 Januar 2020 14:34)
Hut ab, Stefan! Nach so einer kurzen Zeit der Erkrankung schon solch positive Gedanken zu haben. Ich kann Dir nur beipflichten - positiv denken. Ich habe MS seit mindestens 50 Jahren. Nach der Erstdiagnose vor 35 Jahren ging es mir schlecht und das hielt sich, bis ich durch eine gute Psychotherapie die MS als meine Freundin annahm. Seit nun inzwischen 12 Jahren lebe ich mein Leben offen, bewusst und glücklich - und habe seit 11 Jahren keine Schübe mehr und auch sonst verschwindend geringe Verschlechterung.
Zwischen-Männlich (Donnerstag, 27 Februar 2020 10:55)
Hallo Roselinde,
Danke für Dein Feedback. Ich denke mir bleibt ja auch nichts anderes übrig, als hier Positiv an die Sache ran zu gehen. Mir bringt es ja nichts, wenn ich da mit Negativen gedanken ran gehe und damit meine Mitmenschen um mich herum ebenfalls damit runterziehe.
Danke für Deine Worte!